Einen Schnitt schaffen wir noch
Der Sommer 2022 war in ganz Europa geprägt von Trockenheit und Hitze. Für viele Landwirte ein Katastrophenfall. Wie erging es unseren Bauern?
Einig sind sich alle: Uns geht es noch gut!
„Der Sommer war heuer auch hier bei uns viel zu trocken für alle Fruchtarten“, erklärt Obmann Florian Schmotz-Schöpfer, vom Bio-Kailshof in Waakirchen-Riedern, „sei es Grünland, Ackerbau, oder Obst. Mitte September stand bei den meisten unserer Bauern der letzte Schnitt an. Bestimmte Streuwiesen können erst ab dem 1.9. gemäht werden. Unsere Kühe halten wir, in der für unsere Region typischen, Kombihaltung. Sie sind März bis Oktober tagsüber draußen auf der Wiese, kommen abends rein zum melken und bleiben über Nacht im Stall.“ Die Milch vom Kailshof steckt in der UNSER LAND Biomilch.
Erlebnisbäuerin Hanni Schmotz-Schöpfer ergänzt: „Für unser Gemüse war die Sonne gut, die Ernte war heuer sehr ertragsreich. Weil wir halt gießen konnten, das kannst du auf dem Kartoffelacker natürlich nicht. Die Schädlinge waren durch den trockenen Sommer sehr aktiv“.
Sepp Betzinger, Meserhof in Waakirchen, der keinen Milchviehbetrieb hat, ist recht zufrieden: „Nein, wir hatten noch keine Krise. Schaut’s doch auf die Felder, alles war noch ausreichend grün!“ Betzinger ist Waakirchens Bio-Pionier und hält schwarze Angus Rinder in Kombihaltung.
Bio-Hofangebot: Fleischpakete vom Angusrind
Vroni und Stefan Krug, Hirschstätter Hof in Schaftlach-Hirschstätt: Neben den Milchkühen (ihre Milch ist in den Produkten der Molkerei „Bergader“ drin) halten sie auch eine Rotwildherde. „Wir sind soweit ganz gut durchgekommen. Allerdings geht heuer schon etwas vom jährlichen Ertrag ab. Den letzten Schnitt haben wir Ende September gemacht. Unsere Kühe standen tagsüber im schattigen Laufstall, wo der Wind durchbläst, und abends haben wir sie dann raus gelassen – das machen wir schon immer so. Das Wild ist eigentlich dem Wetter gut angepasst, doch es hat sich auch sehr über den Regen gefreut. Als die Suhle wieder vollgelaufen war und sie drinnen baden konnten, sah man den Tieren die Freude darüber an. Die Herde frisst im Sommer Gras auf der Wiese und im Winter Heu.“
Jagdzeit beim Rotwild ist vom 1. Juni bis 31. Januar, in der Zeit verkauft Familie Krug ihr Wildfleisch….. also jetzt.
Hofangebot: Wildfleisch und Wildspezialitäten.
Auf dem Tratherer Bio-Hof in Waakirchen-Riedern ist man auch zufrieden, wie Afra Schnitzenbaumer berichtet. „Bis Mitte Juni hatten wir gutes Wetter, richtiges Wachswetter, sagt man, wo sich Regen und Sonne abwechseln. Nachteil war, dass man ewig nicht hat mähen können, da braucht’s in der Regel drei trockene Tage. Auf unserem neuen Acker ist einiges gut gewachsen, z.B. der Salat. Wir waren froh, als es dann Ende August und Anfang September endlich geregnet hat. Es war kurz vor knapp! Insgesamt war der Heu-Ertrag heuer schon weniger. Aber wir können uns noch glücklich schätzen. Die Viecher haben es relativ gut weggesteckt, weil wir Weiden mit vielen Schattenplätzen haben.“
Bio-Hofangebot: Rindfleisch (Piemonteser), Gänse, Hendl, alle zwei Jahre Pute, Kartoffeln und Brennholz.
In Piesenkam wird auf dem Woidhauser Bio-Hof ausschließlich mit Heu gefüttert. „Bei uns war natürlich die Ertragsmenge der Grünflächen auch weniger“, erklärt Bäuerin Michaela Schwaighofer, die den elterlichen Hof in 6. Generation übernommen hat. „Den zweiten (= letzten) Schnitt haben wir Anfang September gemacht. Unsere Mooswiese (für die Einstreu) wurde Ende September gemäht. Im Vergleich zu den Vorjahren sind heuer bei der Mahd die Reifen aber nicht einmal feucht geworden. Den Hühnern war es Ende Juli – Anfang August zu heiß, weshalb die Legeleistung kurzzeitig stark abgenommen hat. Unsere Mobilställe hatten wir daraufhin wieder auf Schattenplätze versetzt und die Futteraufnahme etwas verändert.
Die im April neu angepflanzten Jungbäume, sind gut angewachsen und der niederschlagsreiche September hat geholfen, damit diese weiter gut gedeihen. Ideal war das trockene Wetter zum Hackschnitzel häckseln und unsere Trocknungsanlage mit den Luftkollektoren hat gut funktioniert. Auch die PV-Anlage auf unserer Halle hat im Juli und August einen sehr guten Ertrag erzielt“.
Übrigens: Dass auf dem Woidhauserhof alle Tiere (Schafe, Hühner, Rinder) ausschließlich mit Heu gefüttert werden, das schmeckt man beim Fleisch !
Bio-Hofangebot: Fleischpakete (Fleckvieh), Eier, Suppenhühner, Brennholz, Ferienwohnung
Jungbäuerin Theresia Sonner (geb. Hort) hat als zweitjüngste von sechs Mädchen letztes Jahr den elterlichen Hofmoar Hof in Schaftlach-Berg übernommen. „Eigentlich war der Sommer für uns ganz in Ordnung“, sagt sie. „Im Glashaus war heuer extrem viel Ungeziefer drin. Auch in den Frühäpfeln hatten wir mehr Würmer als sonst, allerdings ist das Gemüse recht gut gewachsen der Zucchini z.B. wurde riesengroß. Für die Wiesen und die Viecher waren die Trockenheit und die Hitze schlimmer. Es gab sehr viele Fliegen, die für die Tiere sehr unangenehm sind, weil sie an den Augen kleben. Da muss man aufpassen, dass es nicht zu einer Entzündung kommt.
Futter haben wir heuer genug eingefahren, wobei das bei uns kein großes Thema ist, da wir wenige Viecher haben. Wir mähen nur zweimal im Jahr. Heuer war außergewöhnlich, dass um unsere Eschen, die am Rand unserer Wiesen stehen, der Boden total braun wurde, weil die Bäume das Wasser so sehr ziehen – das hatte meine Mutter so noch nie bei uns gesehen.“
Die Hühner hatten es schwer, die mögen die Hitze gar nicht! Da ist es so, dass schnell Milben (Hühnerläuse) wachsen und sich an den Hühnern festsaugen. Die tun dem Menschen zwar nix, aber das Huhn kann erkranken. Das haben wir aber gut in den Griff bekommen, in dem wir jeden 3. Tag den kompletten Stall mit unserer EM-Sprühanlage (Effektiven-Mikroorganismen-Anlage) behandelt haben. Wir haben auch Steinmehl in die Kisten eingestreut, darin baden sie sich gerne und es ist ein zusätzlicher Schutz gegen Milben. Unsere Hühner bekamen noch öfter als sonst Vitamine (A, D, C) ins Wasser mit reingemischt, um ihr Immunsystem zu stärken. Um die Stall-Temperaturen angenehm zu halten, lüfteten wir viel – aber so, dass es nicht zieht, dass mögen die Hühner gar nicht – und haben die Wände mit Wasser bespritzt. Man muss natürlich darauf achten, dass es nicht zu feucht und somit unhygienisch wird. Ist immer alles eine Gratwanderung in der Landwirtschaft!
Hofangebot: SB-Hofladen, Eier, Nudeln, Soßen, Kartoffeln, Wein, Suppenhühner, Liköre, Kunsthandwerk, etc.
Max Gast, Unterkammerloher Bio-Hof, erkennt einen Klima-Trend. Seit fünf bis zehn Jahren gehe wetterbedingt immer ein Schnitt ab, wegen Hagel wie in 2021, oder Trockenheit, wie heuer. Familie Gast hält Milchkühe Milchkühe (ihre Milch ist in der UNSER LAND Bio-Milch drin) und Hühner. „Uns geht es noch gut. In Franken haben die Bauern seit dem 1. bis 2. Schnitt nix mehr“, sagt Max Gast. „Es hat auch bei uns bei weitem nicht genug geregnet, aber unser Tau macht durchaus was aus! Mein 4. Schnitt Anfang September war gar nicht so schlecht. Und dann hat es ja auch geregnet – einen Schnitt schaffen wir noch, dann reicht’s uns.“ Das Kraftfutter, das seine Bio-Rinder bekommen, besteht aus Ackerbohnen und Erbsen im Winter und Maismehl im Sommer (Protein / Energie). „Mais ist unbezahlbar und deutsches Soja ist eigentlich nicht verfügbar“.
Die wachsenden Energiekosten bekommt Max Gast, wie wir alle, stark zu spüren. Aber er wie auch viele unserer Landwirte haben bereits eine Hackschnitzel-Anlage in Betrieb und Photovoltaik-Panele auf dem Dach. Unsere Landwirte sparen Diesel, da die Viecher bei uns ein 3/4 Jahr auf der Weide stehen und sich ihr Sommergrundfutter selber holen. „Da haben andere wo immer alles abgemäht wird, bei ganzjähriger Stallhaltung, weit aus höhere Energiekosten“.
Bio-Hofangebot: SB-Laden (7-20 Uhr), Eier, Liköre, Gewürze, Marmeladen, Chutneys, Kränze, Daxn, im Kühlschrank auch Fleisch und Wurst, etc.
Text : Nadia Brockmann. Fotos: Nadia Brockmann, Hanni Schmotz-Schöpfer, Dani Skodacek
Familiengeführte Landwirtschaft Milchviehbetrieb Sommerbericht Wild