Von Biaschtmille und Wasserbanzn
BEGRIFFE UND (BAIRISCHE) AUSDRÜCKE AUS DER LAND- und ForstWIRTSCHAFT, der Jagd UND DRÜBER HINAUS*:
A
aper / aba / awa = schneefrei, abgetaut
arschlings = rückwärts, nach hinten
aufa = herauf
aufe = hinauf
außebacha = in (Butter-)Schmalz gebraten, herausgebacken
B C
Biaschtmille / Biestmilch = nahrhafte Erstmilch bei Mutterkühen (vgl. Colostrum)
Biberl / Bibä = Küken von Geflügeltieren, männlich und weiblich
Beute = Begriff u.a. aus der Imkerei, Bienenstock, künstliche Nisthöhle (Behausung) für ein Bienenvolk
blimarand = blümerant, unwohl, übel, angst und bang
Botschamperl = Nachttopf
Bratnitzal = Wiener Würstchen
Brunnadrog = Tiertränke, meist stationär
Buggl = Hügel (vgl. Gaschdal)
Colostrum / Kolostrum = nahrhafte Erstmilch bei Mutterkühen
D
daloabet /daloawed = erschöpft, ausgespowert
Daubern = Blaubeeren
Dauerwald = waldwirtschaftliches Ökosystem, ungleichaltriger Mischwald
Daxn = Tannenzweige
Dena = die Tenne (Heulager, meist oberhalb vom Stall)
diase / diasig = trübes, diesiges Wetter
Dirdrischbä = Türschwelle
dirm / diam = manchmal, ab und zu („Mir is a dirm fad“ oder „diam amoi“)
doarad = schwerhörig, taub (vgl. kommod doarad)
Dopfn = Quark, Topfen
Dräd = Pflaster ums Haus
dramhapert = noch nicht ganz wach, verschlafen
Dufteis / Duftbruch = Kälteschaden an Ästen und Zweigen, macht aber sehr schöne weiße Gebilde
E
eana = Ihnen / Ihr / Sie (vgl. Griaß eana!)
Effektive Mikroorganismen (EM) = aerobe und anaerobe Mikroorganismen aus der Lebensmittelindustrie, die vielfältig zur Verbesserung der Kompostierung, des Stallklimas oder der Tiergesundheit eingesetzt werden
Egge = landwirtschaftl. Arbeitsgerät, auch Wiesenhexe genannt. Vor allem im Frühjahr wird damit das Grünland abgeschleppt, um bspw. Maulwurfshügel einzuarbeiten und die Grasnarbe zum Wachsen anzuregen
einafezzn = einnicken, kurz mal einschlafen
Exterieur = Beurteilungswert z.B. auf dem Kälbermarkt, äußeres Erscheinungsbild des Nutztieres
F
Färsn = Kalbin, Jungkuh vor der ersten Kalbung (vgl. Koima), auch im Plural heißt es Färsn / Koima
fei = Füllwort („Des is fei guad!“)
Festmist = Wirtschaftsdünger aus dem Kot von Nutztieren, vermengt mit Stroh oder Einstreu – der Mist, der auch auf dem klassischen Misthaufen landet (vgl. Gülle, Jauche)
Fleckvieh = Rinderasse, Zweitnutzungsrasse, im Oberland weit verbreitet. Milch- und Fleischleistung spielen ähnlich große Rolle
Fotzbloda = Lippen-/Herpesbläschen (vgl. Ruufaschmarrn )
Fuadaraffe = Futterraufe für Rinder, Pferde oder Schafe
G
Gaschdal = Hügel (vgl. Buggl)
Gatzl = eine Schöpfkelle voll, manchmal auch gebräuchlich für halben Liter (Gatz entspr. für ganzen Liter)
Gehörn = Kopfschmuck des männl. Rehbocks, der jährlich neu gebildet wird, vgl. Rehwild
Geweih = Kopfschmuck des männl. Hirschs (auch Gewicht), der jährlich neu gebildet wird, vgl. Rotwild
Gloubern = verhärteter Kuhdung am Fell
Glubberl = Wäscheklammern
Glufer = Sicherheitsnadel
Gössl = Küken der Hausgans (Gans, Ganter)
Grandl = Wasserbehälter
Graffl / Graffe / Glumbb = unnützes Zeug, Gerümpel, Plunder
Greischda = Matratzenlager, Bettstatt
greislig = scheußlich, hässlich
Griaß eana! = Grüße Sie!
Grummet = der 2. (oder 3.) Graschnitt innerhalb eines Jahres, die 1. Mahd ist immer Heu
gschleckert = naschsüchtig, Schleckermäulchen, aber auch als wählerisch gebräuchlich
Gseed = gehäckseltes Heu oder Stroh
Gstingad = fauler Mensch; verdorbenes Essen; als Adjektiv = beleidigt/verärgert sein
Gülle = Wirtschaftsdünger aus Urin und Kot (Mischung) vom Nutztier; meist wird Rindergülle ausgebracht (vgl. Festmist, Jauche)
H
Hacklstecka = Wanderstock
Hacksteckä = Kartoffel-/ Quarkteig, wird zu Stücken in Schmalz rausgebacken (Art Schupfnudeln)
Hame = ungepflegtes, rübelhaftes Mannsbild
Heal = Hühnchen, junge Henne
Hena = Henne
hoada = heiter (Wetter)
hoadrachi / hoadraachig = heiterrauchig (Wetter)
Hodan = Schmutztuch, Putzlumpen, Stoffrest
Hoftrak = landwirtschaftl. Nutzfahrzeug, Traktor
Hog = der Hag/die Hage, im Bairischen kein Plural (mehrere Hog, de ganzn Hog), ist eine Eingrenzung und Schutz (vor Wind etc.) mit Sträuchern und Bäumen, begrenzt Grünflächen und Besitz, bietet außerdem Lebensraum für viele Tierarten und im Sommer Schatten für die Weidetiere.
I J K
Impen / Impm / Imbb= (Honig)Bienen
Jauche = Urin/Harn von Tieren (und Menschen)
Kaiwe / Keibe = Kalb (bis 1 Jahr nach Geburt, vgl. Koima)
Keiwemilikiwigummediezldichtung = scherzhaft, Dichtung eines Tränkeimers für Kälber (vgl. Keibesechter ff. / Kiwe)
Kaiwe ziang = Geburtshilfe leisten, Kalb rausziehen
Kandusch = Oberteil beim Kirchengewand der Frau
Keibesechter = Tränkeeimer (auch Dizlkibä oder Däzlsechta)
Kiwe = Kübel
kindsen / kinzn = auf kleine Kinder aufpassen, babysitten
Koima = Kalbinnen, Kühe vor der ersten Kalbung (vgl. Färsn)
kommod / kammod = gemütlich, angenehm
kommod doarad = jmd. hört nur das, was diese/r auch hören will
Koud = Erde, Humus
Kuah = weibliches Hausrind nach der ersten Kalbung
L M N
Lam = Balkon
Lambam = Abschlussbalken vom Balkongeländer
Loadder = Leiter
Luada = totgeweihtes oder totes Tier als Lockmittel bei der Jagd, auch als (meist respektvoll gemeinter) Ausdruck für eine raffinierte Frau gebräuchlich („So a Luada!“ ;-); vgl. Schindluada
Luzernecops = Pellets aus getrockneter Luzerne, Energiefutter für Milchkühe. Die Cops haben mehr Struktur und enthalten hochwertigeres Eiweiß als in normalem Heu. Nur mit Grünfutter alleine, würden Milchkühe stark abnehmen
Milli / Mille = Milch
Muha(c)kl = ungehobelter, grobschlächtiger, schrulliger Mann
Natursprung = Zuchtbegriff, wenn der Stier höchstpersönlich die Besamung seiner Rinderdamen vornimmt
neamd = niemand
O
Oar = Ei/Eier
oba = herunter
obe = hinunter
Oberliachtl = kleines Fenster über der (Eingangs-)Tür
ogräschte (Knedl) = in der Pfanne angebräunte Knödel
oiwei = immer
P Q
pfeigrod = tatsächlich, freilich
Pfia God / Pfiat di God = Auf Wiedersehen, wörtlich: Behüt‘ dich Gott, auch ein Ausdruck des Erstaunens („Ja, pfiadigod!“)
Pflanz = Ausflüchte, Fisimatenten, Umstände („Mach koane Pflanz und sog, was los is!“)
Pfoad = Hemd beim Mann, Pfoad oleng = Hemdwechsel
Pfund = halbes Kilo, 500 Gramm
Plembbe / Plempl = Plörre, Brühe oder auch Dummkopf
Plenterwald = im Plenterbetrieb bewirtschafteter Hochwald (vgl. Dauerwald), hier werden nur einzelne Bäume gefällt
R
Raaner = Rote Beete
rähn = weinen (a darähts Dirndl = verweintes Mädchen)
ratschen / Ratsch = plaudern, lockeres Gespräch
Ratschn (m/w/d) = Plaudertasche, tratschsüchtige Person
Reibm = Kehre, Kurve, Wegbiegung
resch = knusprig
Rehwild = männlich: Bock/ Rehbock, weiblich: Geiß/ Ricke (Altreh)
Rotwild = männlich: Hirsch
weiblich: Tier (später auch Schmalstuck oder Stuck genannt), Jungtier: Kalb
Rotzbibbn = Rotznase, auch gern als Schimpfwort für Kinder verwendet („Du Rotzbibbn!“)
Ruufaschmarrn = Lippen-/Herpesbläschen (vgl. Fotzbloda)
S SCH ST
Saubleame= Löwenzahn
Sechter = kleines Gefäß, früher auch Maßeinheit für Getreide
Seichdiachä = Milch abseihen mit Stofftuch
Silage = hochwertiges Futtermittel für Nutztiere, vor allem Wiederkäuer, wird aus Grasschnitt oder gehäckselten Maispflanzen hergestellt
silieren = in einem Silo einlagern, einsäuern
Sogleim / Soglaim = Sägespäne, Sägemehl
schepsn = einen gefällten Baum von Rinde befreien
schiach = hässlich, unschön (vgl. greislig)
schinant = schüchtern sein, sich schämen (auch gschamig)
Schinda = Abdecker
Schindluada = Tierkadaver, die zum Abdecken / Verwertung gebracht wurden
Schloapf = Lastenschlitten bei der Waldarbeit im Winter
Schmalspießer = männl. Rotwild im 2. Lebensjahr
Schmalstuck = weibl. Rowild im 2. Lebensjahr; vgl. Stuck
Schnauferl = Motorrad (Schnauferl-Fahrer = waren schneidige Männer)
Schneizhodan = Taschentuch
Schoaß = Darmwind, Blähung, Flatulenz
schwaden = frisch gemähtes Heu zusammen rechen fürs Einfahren
Schwarzwild = Wildschwein
Spritzgruag = Gießkanne
Staffe = Stufen
Stangga = Stecken für Heu
Staniolpapier = Alufolie
Stempeschlong = Zaunpfahl in den Boden rammen
Stiang = Treppe
Stranitzn / Straniezl = Tüte
Stragula = früherer Fußbodenbelag (ähnl. Bitumen)
Stuck = weibliches Rotwild (auch Kahlwild), das bereits gekalbt hat
T U V W
Trottoir = Gehsteig, befestigter Gehweg
Wammerl = frischer oder geräucherter Schweinebauch in der regionalen Küche; wird oft auch verwendet für „kleines Bäuchlein“
Wasserbanz(e)n = Weidetränke, sozusagen der Getränkewagen fürs Weidevieh
Weda = Wetter, Gewitter
Wogscheidl = Mittelstück zum Einspannen von zwei Rössern
Vohdraht = unehrlicher Mensch
vuanacht = vorgestern
Wochentage
Mada = Montag
Irda = Dienstag
Migga = Mittwoch
Pfinster = Donnerstag
Freida = Freitag
Samsta = Samstag
Sunda = Sonntag
X Y Z
znacht = gestern
Zamrama = Saubermachen, alles in Ordnung bringen
Zaunsäiä = Zaunpfahl im Isarwinkel
Zwuller = Kartoffeln mit Mehl und Gewürzen vermengt und zu „Streuseln“ verarbeitet, wird in Fett rausgebacken – sehr deftiges Essen