Wos Guads vor Ort

Station-03-WegekreuzPiesenkam

STATION #03

Wegekreuz am Eiberg, Piesenkam

GoogleMaps  | RM79+RJV

AufgabeMach mal Pause, genieße die wunderschöne Aussicht  und lies einiges über die 1200 Jahre alte Ortschaft Piesenkam

Kurzantwort: Piesenkam hat eine inoffizielle Internetseite, http://www.piesenkam.de/   

Unten haben wir einige Infos zu Piesenkam zusammen getragen:  Das Piesenkamer Lied   |   Der Jakobsweg  |   Die Glocken   |   Die Pfarrei   |   Die Bienen  |   Die Urkunde     (wir danken Helga Bornikoel, Flori Hauder und Josef Gast für die Infos und Fotos)

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Gehe ein paar Schritte weiter zum Weidezaun, mit dem grandioses Alpenblick über die Huberhof Wiesen

Das Piesenkamer Lied 

geschrieben und komponiert von Josef Manhart Brosl-Bauer von Piesenkam

[ Hör mal rein ] 

Ich kenn ein Dörflein still verborgen
hinter Hügeln, rot bedacht,
doch so still und ohne Sorgen,
hat mir das Herz so warm gemacht.
Schöne Aussicht auf die Berge,
frohes Lied im Feierklang,
auf diesem kleinen Fleckchen Erde
liegt meine Heimat Piesenkam,
auf diesem kleinen Fleckchen Erde
liegt meine Heimat Piesenkam.

<Jodler>

Der  Jakobsweg

 

Aus „Festschrift 1200 Jahre Piesenkam“, Josef Gast

Die Jakobsfigur auf dem Hauptaltar weist Attribute eines Pilgers auf: Pilgerstab, Pilgermantel, Pilgertasche.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Piesenkam im Jahr 818 auf einer Schenkungsurkunde unter dem Namen Poasinpurron („bei den Gebäuden des Poaso“).

Das Dorf entstand wohl aus einer Ansiedlung mehrerer Bauernhöfe an einer Kapelle, die zu Ehren des heiligen Jakobus an einem der Pilgerwege nach Santiago di Compostela errichtet worden war.  Ein Hinweis, dass Piesenkam im Mittelalter Anlaufpunkt von Pilgern auf der Durchreise war, findet sich in einem Buch von Sr M. Karharina Heisterkam, OSB auf Seite 102 unten: „Piesenkam, einem im Mittelalter berühmten Stationsort mit dem Hospiz „Zum Stern“ an der Jakobus-Pilgerstraße nach Santiago de Compostella“. 

Pilger folgten im Mittelalter nicht, wie heute üblich, einem vorgeschriebenem Weg, sondern machten in den Klöstern Zwischenstation, wo sie anhand drei Dinge als Pilger erkannt wurden: Pilgerstab, Pilgermantel, Pilgertasche.

Noch heute führt ein Jakobsweg  durch den Ort (siehe Erwähnung im „Der Südostbayerische Jakobsweg im Landkreis Miesbach“ vom Tourismusverband Bayerisches Oberland e.V. ).

Es gilt als gesichert, dass Piesenkam eine der ältesten Jakobskirchen Oberbayerns besitzt. Die heutige Barockkirche steht also auf uraltem Fundament. Das Deckenfresko zeigt den Kirchenpatron, der auf Knien das Schwert seiner römischen Henker erwartet.

(Quellen:   Festschrift 1200 Jahre Piesenkam, Wikipedia,  https://www.br.de/radio/br-heimat/sendungen/zwoelfuhrlaeuten/oberbayern/zwoelfuhrlaeuten-piesenkam-oberbayern-102.html )

Die Glocken

 

Auf eine Geschichte während des 2. Weltkriegs sind die Leute bis heute stolz: Über Nacht waren die schon zur Abholung heruntergeholten Glocken der Allgau-Kapelle verschwunden. Sie sollten zusammen mit den Glocken der Jakobus-Kirche für die Waffen- und Munitionsproduktion eingeschmolzen werden. Nach dem Krieg läuteten sie plötzlich wieder. Ein Knecht, dem niemand die Tat zugetraut hätte, hatte die Glocken heimlich vergraben und damit gerettet. 

Heute läuten im Turm der Jakobuskirche drei Glocken aus dem Jahr 1954.  

(Quelle:   https://www.br.de/radio/br-heimat/sendungen/zwoelfuhrlaeuten/oberbayern/zwoelfuhrlaeuten-piesenkam-oberbayern-102.html) 

Die Pfarrei

 

Im Gegensatz zu den anderen Gemeindeorten gehört Piesenkam nicht zum Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach, sondern zur Pfarrei Sachsenkam. Versuche von Seiten Schaftlachs in den 1950er Jahren und zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Filialkirche St. Jakobus in die Pfarrei Schaftlach zu integrieren scheiterten damals am Widerstand der Piesenkamer. 

(Quelle:  Wikipedia)

Die Bienen

 

Im Barock wurde die Jakobuskirche erneuert. Dabei entstanden die bis heute erhaltenen Deckenfresken und Hochaltäre. Die Fenster mit den gotischen Spitzbögen blieben aber erhalten.

Ebenfalls in dieser Zeit (17. Jahrhundert) entstand die Allgau-Kapelle, eine ehemals viel besuchte Wallfahrtskapelle, im Wald östlich der Ortschaft. Diese ist Gregor dem Großen und der Gottesmutter Maria geweiht. (Notiz: in der Bienenwoche 2023 hatten wir einen Bittgang zur Allgaukappelle)

Mit in die Kapelle integriert ist eine Einsiedlerwohnung für den sog. Klausner, der dort in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch Schulunterricht gab – und wohl auch eine Bienenzucht hatte.

Dass die Piesenkamer Kirche und die Allgaukapelle ein barockes Gewand tragen, ist übrigens einem gewissen Frater Gallus zu verdanken, der mit den Einnahmen aus seiner Bienenzucht zur barocken Ausstattung verholfen hat. 

Die Bienen sind in St. Jakobus sowie in der Allgaukapelle (Deckenfresko) verewigt.

(Quelle:  Wikipedia,  https://www.br.de/radio/br-heimat/sendungen/zwoelfuhrlaeuten/oberbayern/zwoelfuhrlaeuten-piesenkam-oberbayern-102.html)

Die Urkunde


Wir danken Frau Helga Bornikoel für die Zurverfügungstellung dieser Textpassagen aus  der „Festschrift 1200 Jahre Piesenkam“

Der älteste Nachweis für Piesenkam ist eine Schenkungsurkunde (1) mit dem Datum 8.September 817, nach der Erzpriester Heriperht mit seinem Neffen Sigahart vier sog. Eigenkirchen dem Dom von Freising, also dem dortigen Bischof, übereignete, dessen Lage im Allgau angegeben ist.

Übersetzung der Urkunde, siehe unten (2)

Der Lateinische Text, der Piesenkam betrifft, lautet:
… pariterque et ad Poasinpurron in Alpacouue quod ad illam ecclesiam legibus pertinet …

Die Ortsangabe ist nicht wirklich eindeutig bestimmbar, ganz im Gegensatz zu der eindeutigen Aussage „Ecclesiam“, nämlich Kirche.

W. Schöffel kommt in seiner Dissertation „Studien zur Oberbayrischen Siedlungsgeschichte und Namenskunde mit besonderer Berücksichtigung des Tegernseeischen Urbaramts Warngau“ München 1976, zu dem Schluß, das trotz einiger offener Fragen nur das heutige Piesenkam gemeint sein kann.

Übertragen wurde eine bereits vorhandene Kirche und der dazugehörige Besitz. Die Kirche ist zu diesem Zeitpunkt Eigenkirche und gehört nicht zu Kloster Tegernsee. Die Rodungssiedlung besteht bereits, wie groß ist nicht bekannt. Ebenso wenig, was in den kommenden 300 Jahren passierte.

1193 wird eine neu errichtete Kirche in Piesenkam St. Jakobus und der Jungfrau Maria geweiht. (vgl. W.Schöffel Seite 16 – 17 und Notizen Pfarrer Raig); eben jene Kirche wurde 1186 als klösterliche Eigenkirche des Klosters Tegernsee vom Papst bestätigt. Aus dieser Kirche stammen die 1974 geborgenen Freskenreste.

In der Conradinischen Matrikel der Diözese Freising aus dem Jahr 1315 (veröffentlicht von Dr. Martin von Deutinger, „Die älteren Matrikeln des Bisthums Freising“, München 1850, § 407, Seite 215 und 216 ) wird Piesenkam zum „Decanatus Hartpenning“ gehörend aufgezählt. „Püsenchaim cum sepult(uris)“ = Piesenkam mit Friedhof. Die Zugehörigkeit zu Hartpenning bleibt bis zur Umpfarrung 1866 bestehen.

Nach vollzogener Schenkung bzw. Vermögensübertragung an das Bistum Freising Ende 817 beginnt mit dem Jahr 818 die Geschichte unseres Dorfes Piesenkam.

(1)   Die Urkunde wird im Bayrischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt. Freisinger Handschriften: Cozroh-Codex- BayHstA HL Freising 3 a; Bischof Hitto nr 69; Feierliche Traditio des Erzpriesters Heriperht und seines Neffen Sigahart.

Der Wortlaut dieser Urkunde wird von Theodor Bitterauf „Die Traditionen des Hochstifts Freising“, München 1905 auf Seite 324 abgedruckt mit der Überschrift: „381. Der Erzpriester Heriperht und sein Neffe Sikihart übergeben ihren Besitz an vier genannten Orten. Freising 817 September 8.“

In den Aufzeichnungen von Anton Demmelmeier findet sich eine vollständige Übersetzung dieser Urkunde; auf den Seiten 18 – 20 in dem Kapitel mit der Überschrift:  Anton Demmelmeier – Die Gemeinde Schaftlach und die Kirche Heilig Kreuz, Seite 16 – 21 

Es ist eine Ehre, seinen Text verbunden mit größtem Respekt vor seiner unermüdlichen Arbeit und Lebensleistung an dieser Stelle wiederzugeben. 

 

(2) Sie ist wie folgt zu übersetzen:

BESITZÜBERGABE AN VIER ORTEN DURCH DEN ERPRIESTER HERIPERTH UND SEINEM NEFFEN SIGAHART

Immer wieder sei es sämtlichen im Bistum Sanctae Mariae bekannt gegeben, daß der Erzpriester Heriperht mit seinem Neffen Sikihart , die mit einer Menge verehrungswürdiger Männer, sowohl Priesterältester als auch Diakonen, zugleich mit einer großen Schar Kleriker, in gleicher Weise einer zahllosen Menge von Laien, an Mariae, der immerwährenden Jungfrau Geburt, dem Kirchweihfest, das ist der 8.Sept., anwesend waren, gemeinsam ihren an vier Orten gelegenen Erbbesitz dem Hause Sanctae Mariae, der immerwährenden Jungfrau, bzw. dem hl.Korbinian, dem Bekenner Christi, zur Zeit des gottgefälligen Bischofs, des verehrungswürdigen Hitto, damals bekanntlich dieser Stätte Priester und Herr, zu dem Zweck übergeben haben, daß die Feierlichkeit und festliche Ehre der heiligen Stätte zu Freising erhalten bleiben möge. Dort kamen in Gegenwart sämtlicher Versammelten an diesem Jahresgedenktag dieser genannte Erzpriester Heriperht und dieser Neffe Sigihart an
und übergaben dem Altare Sanctae Mariae die in Föching gelegene Kirche mit allem, was zu dieser ganz offensichtlich gehörte, ebenso die Kirche in Chuntilpurron mit allem, was dieser gehörte, in gleicher Weise diejenige zu Piesenkam im Allgau mit dem, was zu dieser Kirche rechtlich gehörte, ebenso auch zu Keizan sowie alles, was sie insgesamt hatten und was neuerdings nach ihrem Tod bleiben sollte, und bestätigen das. „

Aus "Festschrift 1200 Jahre Piesenkam" abfotografiert