STATION #23 Boiner Hof
Antwort: Die kleinstrukturierte, familienbetriebene Landwirtschaft
Definition
Bei uns im Landkreis Miesbach herrschen traditionell kleinere Familienbetriebe vor, mit ca. 5-35 ha Landfläche. Wetterbedingt gibt es bei uns kaum Ackeranbau und hauptsächlich Milchviehbetriebe, bzw. Mastbetriebe.
Die Motivation den familiengeführten Kleinbetrieb von Generation zu Generation weiter zu bewirtschaften ist meist nicht ökonomischer Natur. Viel öfter geht es um die Liebe zur Natur und zu Tieren, es geht um die Familientradition aber auch um eine sinnvolle Beschäftigung. Die meisten Kleinstrukturieren Höfe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Die Landwirte sind stolze, bodenständige, engagierte Menschen, die das Dorfleben maßgeblich mitprägen. Zusammenhalt in der Familie, aber auch unter den Bauern, wird großgeschrieben.
Notiz: Natürlich gibt es, wie überall, auch hier, zu all dem oben beschriebenem Ausnahmen.
Auf den ersten Blick scheinen kleinbäuerliche Betriebe ineffizient zu sein und für die moderne Landwirtschaft irrelevant. Doch um ihre Nahrungsmittel zu produzieren, benötigen die kleinbäuerlichen Betriebe nur 25% der weltweit in der Landwirtschaft verbrauchten Ressourcen – einschließlich Land, Wasser oder fossiler Brennstoffe.
Das ist die Kernaussage eines 2014 von der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO veröffentlichten Berichtes.
(https://www.eurac.edu/de/blogs/agriculture/die-vielfaeltigen-leistungen-kleinbaeuerlicher-familienbetriebe)
Was machen sie besser als Großbetriebe?
Vergleicht man in einem Land Bauernhöfe mit ähnlichen Agrarumweltbedingungen, dann weisen kleine bis mittlere Betriebe höhere Erträge auf als größere Betriebe, bei gleichzeitig viel geringeren Auswirkungen auf die Umwelt.
Ein geringerer Einsatz von Betriebsmitteln, zum Beispiel von Pestiziden, bedeutet, dass Kleinbetriebe im Vergleich zu Industriebetrieben weniger negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben. Tatsächlich spielen sie eine wichtige Rolle bei der Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt.
In einer kleinstrukturierten Landwirtschaft werden zahlreiche Lebensräume geschaffen und gepflegt (zB bei uns die Moore, Hage, Wälder), in denen einheimische Pflanzen und Tiere siedeln und wachsen können. Außerdem neigen Betriebe mit kleinen Parzellen eher dazu, die natürliche Landschaft zu akzeptieren, anstatt Hügel, Bäche oder andere Landschaftselemente „maschienen gerecht“ zu verändern.
Traditionell bewirtschaftete Gebiete sind daher äußerst reich an biologischer Vielfalt, und durch die Fortführung traditioneller Praktiken tragen unsere Kleinbauern, wie zum Beispiel Familie Schussmann, die zudem bio-zertifiziert sind, dazu bei, diese Vielfalt zu erhalten.
Quellen:
https://www.bayerische-bauern-milch.de/milchlandkreis/, https://www.eurac.edu/de/blogs/agriculture/die-vielfaeltigen-leistungen-kleinbaeuerlicher-familienbetriebe
Der Boiner
Bio-Hof
Könnten Murni, Bambi, Uschi und Fleckerl sprechen, würden sie sich bestimmt über das sensationelle Wellness-Programm unterhalten, das sie auf dem Boiner Hof genießen dürfen. Das reicht von täglicher Schwanzwäsche über eine gelegentliche Dusche mit warmen Dampfstrahl bis hin zur regelmäßige „Maniküre“. Auch der Gnaden-Ochs, bekommt eine extra Kuscheleinheit. Zweifelsohne steht das Vieh hier an erster Stelle, gleich nach der Familie. Und zwar von früh bis spät, an 365 Tagen im Jahr. Urlaub gibt’s also kaum, Spaß aber um so mehr! Den schneidigen Typen vom Balkon, mit seiner hübschen Schix kennt jeder Waakirchner.
Der Bio-Betrieb am Brunnenweg, ist der einzige bewirtschaftete innerort Hof. Alle sonstige Höfe im Ort haben entweder aufgegeben, oder sind an den Rand der Gemeinde umgesiedelt. Die Hofstelle Am Brunnenweg 1 überstand sogar den Großbrand im Dorf, der 15 Höfe vernichtete. Viele Bauern bauten danach ihre Höfe außerhalb des Ortes auf. Der Boina aber blieb an Ort und Stelle.
Hoferbe Klaus und Christina Schussmann kümmern sich um 20 Milchkühe und der Nachzucht – die Herde besteht hauptsächlich aus Fleckvieh, sowie Braunvieh, Schwarzbunten, Murnau–Werdenfelsern und Pinzgauer–Rinder.
Zum Hof gehören 20 Hektar Mäh- und Weidefläche sowie 9 ha Wald, verteilt auf mehrere Flächen, zum Beispiel Richtung Sigriz-Alm, in Marienstein oder im nahen Allgau .
Der Hof ist Mitglied im Bio-Verband ökologisches Landbau und gesunde Ernährung. die jährlichen Kontrollen sehen sie entspannt. „Wir haben keinen Streß, weil das einfach immer passt“, sagt Christine und ergänzt: „Wir machen das wirklich aus Überzeugung, biologische Ernährung und Lebensweise inbegriffen“. Ob die beiden erwachsenen Töchter mit ihren Partnern den Hof weiterführen ist noch offen.
Etwas unkonventioneller läuft es auch beim Nachwuchs. Nur etwa alle ein bis zwei Jahre bekommt hier eine Kuh ein neues Kälbchen. Die Kälbchen, die der Betrieb nicht selbst aufziehen kann, werden – sofern sie kein Bauern aus der Umgebung nimmt – vier bis fünf Wochen nach der Geburt auf dem Miesbacher Kälbermarkt verkauft.
Ein bisschen Spaß muss sein
Ein fester Bestandteil im Ortsbild der Waakirchner Mitte ist seit Jahren der blasse Kerl, der jahrein, jahraus, bei Wind und Wetter auf dem Balkon ausharrt. Mal fesch in Lederhose, mal sommerlich und leger. An seiner Seite immer die hübsche (Schaufensterpuppe)Louisa.