Alte Käserei, Piesenkam
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Frage: Wieviel Liter Milch braucht man zur Herstellung von 1 kg Käse?
a) 1 Liter b) 5 Liter c) 10 Liter
Kurzantwort: Es sind circa 10 Liter frische Heumilch, die man für 1 Kilogramm Hartkäse benötigt. Ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass eine Oberland Kuh etwa 20 – 30 Liter Milch am Tag gibt. Weitere Infos zur alten Piesenkamer Käserei siehe unten …
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Du musst zurück zum Bhf Schaftlach. Fahre dazu jetzt über den Weg am Clubhouse Golfplatz Piesenkam zum Wald runter, dann durch den Wald zum Schaftlacher Bahnhof … von dort am Friedhof vorbei über den „Rentnerweg“ Richtung Trachtenheim & Sportplatz TSV Schaftlach. Am Ende des „Rentnerweges“ bei den Buchen steht Station #6.
Die Alte Käserei
Florian Hauder berichtet:
Das Anwesen, es heißt eigentlich „Beim Lindmayr“, wurde Ende des 19. Jhd vom ersten Herrn Gast gekauft, der aus dem Allgäu stammte. Er brachte die Käsewirtschaft von dort mit und baute zwei Räume im Süden an, in die seine neue Käserei kam.
Die Milch für den Käse bekam der alte Gast freilich aus der eigenen Landwirtschaft (Milchviehwirtschaft bis 2002), aber auch von den Piesenkamer Bauern und bisserl was aus Sachsenkam. Man hat nur einen kleinen Teil der Milch zu Käse verarbeitet, einen Teil haben sie damals entrahmt, den Rahm zur Butter verarbeitet und die Magermilch den Bauern zum Teil zurückgegeben – das war der Stand der alten Molkerei bis Mitte der 1950er Jahre.
Diese Käserei war so erfolgreich, dass der alte Gast das ganze Haus mit Lüftlmalerei bemalen lassen konnte – das zeugt immer von Erfolg und Wohlstand.
Eduart Gast, der Sohn, war wohl im 1. Weltkrieg in französischer Kriegsgefangenschaft und hat von dort ein Käserezept mitgebracht, den PIESENKAMER GAUMENKITZLER.
In den 50er Jahren hat die Familie Gast das Nachbaranwesen erworben, abgerissen und als Molkerei aufgebaut – zusätzlich zum Milchviebetrieb auf dem eigenen Lindmayrhof. Diese Molkerei blieb bis Mitte der 60er Jahre bestehen.
Der jetzige Josef Gast sen. hat die Landwirtschaft weiterbetrieben und hat auch den Käse weiterproduziert – bis 2002 – solange er Kühe gehabt hat. Immer wenn sein Milchkontingent schon erfüllt war und er zu viel Milch hatte, hat er im März mit der Silage aufgehört und hat nur noch Heu gefüttert, um dann aus der Milch den PIESENKAMER GAUMENKITZLER Käse zumachen.
Er hat mir das Rezept gezeigt, und seit 2011 mache ich Käse für den eigenen Bedarf. Also, das Rezept gibt es noch! Es ist das einzige Käserezept von allen Dorfmolkereien, Dorfkäsereien in der Umgebung, das überlebt hat und noch erhalten ist – alle anderen sind vergessen worden mit den Leuten, die aufgehört haben bzw. gestorben sind. Das ist schon was Besonderes.
PIESENKAMER
GAUMEN
KITZLER
Flori: Der Piesenkamer Gaumenkitzler ist ein Art Romadur, ein Rohmilchweichkäse aus silage-freier Milch, er ist rotgeschmiert.
Im Original ist es ein kleines längliches Stückerl von 100g. Ich mache ihn manchmal aber auch rund in ca. 400g.
Wusstet ihr
Der Alte Gast hat den Russisch-Japanischen Krieg (vor dem 1. Weltkrieg!) mit Käse beliefert. Er hat den Käse über die Bahn in Schaftlach verladen, was für die damaligen Verhältnisse wirklich was Besonderes / Verrücktes war.
Denkt ein Deutscher an Madagaskar, fängt er an zu summen: „Wir lagen vor Madagaskar“, Das Lied schildert das Sterben einer russischen Flotte vor der madagassischen Küste. Text und Melodie stammen vermutlich von einem russischen Soldatenlied aus dem russisch-japanischen Krieg.