Jetzt am Sonntag, 18. Oktober 2020, ist Kirchweih – auch Kirta (oder auch Kirda) genannt. Das ursprünglich heidnische Fruchtbarkeits- und Erntedankfest wurde von der Kirche angenommen und mit einem neuen Sinn versehen und ist besonders bei der ländlichen Bevölkerung sehr beliebt. Seit 1866 wird es einheitlich am 3. Sonntag im Oktober gefeiert – davor hatte jede Gemeinde ihren eigenen Kirchweih Tag.
Kirta ist für uns Landwirte eigentlich der größte Feiertag
erklärt unsere 1. Ortsbäuerin, Christa Pichler aus Keilsried. Im Herbst ist die Ernte bereits eingebracht und die meisten Feldarbeiten sind beendet – Zeit zu danken und zum Feiern.
Kirchweih 2020 in Waakirchen-Schaftlach: heuer fallen die Kirta-Feiern der beiden Trachtenvereine Corona bedingt ja leider aus, aber die Kindergartenkinder sind in Waakirchen auf den Anderlhof bei Familie Mehringer eingeladen und in Schaftlach bei Familie Franz Reiter – zum Kirta-Hutschen und Schneeball essen. Siehe auch das [ Schneebälle-Rezept ] der Anneliese Mehringer: „Das habe ich von meiner Schwiegermutter gelernt“.
„Kirta ist für mich der größte Feiertag, weil da die Familien zusammenkommen und gescheit essen und gescheit trinken. Aber Kirta ist für mich auch Ausgezogene backen, Schneeballen backen, Kirta-Hutschen, Kirta-Gundel, Kirta-Tanz, in die Kirche gehen“, erzählt Josefine Horter aus Schaftlach, „manche gehen auch von einem zum anderen – man trifft sich und feiert“. Die Frauen ziehen für den Gottesdienst ihr „Kirchagwand“ an, ein langes schwarzes Dirndl (nicht der Schalk!).
Schaftlacherin Vroni Sappl (vom Altwirt in Wackersberg) berichtet: „In der Wirtsfamilie ist Kirta für mich in erster Linie mit viel Arbeit verbunden! Die ganze Woche schon werden 300 Beilagen für die Gäste am Kirta-Wochenende vorbereitet. Und nebenbei noch Ausgezogene und Kirta-Nudeln backen. Das ist immer eine logistische Herausforderung! Zwischendurch konnten wir aber auch immer mal hutschen. Als wir noch ledig waren, sind wir immer nach der Arbeit auf eine Kirtamusi zum Tanzen gegangen“.
„Ja, wir sind in Gmund in den Gasteig gegangen“, erinnert sich Maria Reiter aus Schaftlach. „Außerdem sind die jungen Burschen zu Kirta in kleinen Gruppen umeinander gezogen und haben ein Mädchen, das sie gern‘ mochten, besucht. Von uns haben sie dann ein Kirta-Bier bekommen – oder auch zwei“. Heutzutage treffen sich die Mädels irgendwo und feiern gemeinsam mit den Burschen.
Es gibt viel und gutes Trinken und Essen (z.B. Enten- oder Gänsebraten mit Blaukraut und Kartoffelknödel) und jede Menge Vergnügungen, etwa den Kirta-Tanz, die Kirta- Musi, und die Kirchweih-Hutschn.
Michaela Leserer ausm Fuchsloch erzählt, „mit Kirta verbinde ich das Kirta-Hutschen. Da ist bei vielen Höfen, aber vorallem im Trachtenheim, eine große Schaukel aufgebaut. Als Kind war das ein Highlight! Aber auch Schmalznudeln. Was besonderes ist die Alm-Kirta. Da spielt dann Musi und es wird zamghockt“.
Eine neue wunderbare Tradition unserer Gemeinde ist die Kirta-Wallfahrt. Seit 2013 lädt die Kolpingfamilie am Kirta Samstag zu einer Wallfahrt nach Birkenstein ein (siehe Einladung im Gemeindeboten). Treffpunkt ist 5:30h an der Schaftlacher Kirche – um Anmeldungen im Pfarrbüro wird gebeten.
„Kirta bedeutet für mich ein tolles Fest mit Freunden und Familie“, fasst Sophie Noha aus Waakirchen treffend zusammen.
Und noch was: wenn die rot-weiße Fahne an diesem Tag von den Kirchtürmen flattert, ist ein schöner Feiertag im Lauf des Kirchenjahres gekommen. Die Fahne übrigens wird „Zachäus-Fahne“ genannt, in Erinnerung an den Zöllner Zachäus, der, wie im Festevangelium verkündet, extra auf einen Baum gestiegen war, um den vorübergehenden Jesus zu sehen. Ihm hat das besondere Interesse Jesu gegolten.