Bauern und Genießer im Gespräch
„Wer soll uns bitte satt bekommen – wenn nicht wir?“
In Zeiten globaler Herausforderungen und wachsender Unsicherheiten ist die Frage nach der Ernährungssicherheit in Deutschland von zentraler Bedeutung.
Impulsredner Markus Bogner, Bio-Bauer vom Boarhof am Tegernsee, und Johannes Spann, Müllermeister der Leitzachmühle bei Miesbach, gaben wertvolle Einblicke
in die Bedeutung regionaler Lebensmittelproduktion.
Unser Resümee:
Der Verbraucher hat es in der Hand! Was er kauft und isst, wird angebaut und angeboten.
Weitere Punkte des Abends:
- Wir zahlen bei weitem nicht den ECHTEN Preis von Lebensmittel
- Deutsche geben, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wenig für Lebensmittel aus
- Nur ca. 8% vom Preis der Lebensmittel kommt beim Bauern an
- Alternative Proteinquellen (z.B. Insekten) sind schon längst ein Thema, dem wir uns nicht mehr entziehen können
- Eine wachsende Weltbevölkerung benötigt bis 2050 ca. 50% mehr Lebensmittel – wo bekommen wir die Flächen dafür her? Wer soll diese Lebensmittel herstellen?
- Schwellenländer erheben ihren Anspruch auf „Wohlstand“ und proteinreiche Ernährung
- Lebensmittelverschwendung während der gesamten Wertschöpfungskette ist ein großes Problem und birgt ein großes Potential
- Wie kann man andere von regionalen Lebensmitteln überzeugen? Gerne Freunde zu Veranstaltungen von Wos Guads vor Ort mitbringen, denn das ist genau unser Ziel: Bewusstsein schaffen für das Gute vor Ort !
Unsere rund 30 Gäste, darunter sieben Landwirte, kamen rasch in den gegenseitigen Austausch. Bei der Frage „Wie kann ich andere von regionalen Lebensmitteln überzeugen?“ war ein wichtiges Fazit: Am besten vorleben – die spürbare Begeisterung schwappt irgendwann mal über; das ist effektiver als „predigen“. Ganz im Sinne unseres Credos: Bewusstsein schaffen für das Gute vor Ort!
An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an die Impulsgeber des Abends Markus Bogner, Bio-Bauer (Boarhof in Holz), und Johannes Spann, Müllermeister (Leitzachmühle Miesbach) für die wertvollen Hintergrundinfos!
STUDIE
Inwieweit können sich Städte nachhaltig aus der Region ernähren?
Febr. 2023, im Auftrag Karl Bär MdB
Zur Studie
Foodshed Modellierung – berechnet das theoretische Einzugsgebiet von Lebensmitteln, also Flächenumfang nötig, um die Bewohner, unter Berücksichtigung ihres Konsumverhaltens an Lebensmitteln aus dem direkten Umfeld zu ernähren.
Landwirtschaftlich nutzbare Flächen berücksichtigt, aber Hopfenanbaugebiet aus Studie genommen.
Moore die landwirtschaftlich genutzt werden wurden mal rausgenommen (um sie wieder zu vernässen) und mal berücksichtigt (um sie als landwirtschaftliche Fläche zu belassen).
- Ist es möglich eine Großstadt, die selber keine Flächen hat aus der Umgebung zu ernähren?
- Welchen Einfluß haben die Verbraucher mit ihrem Ernährungsverhalten?
- Was würde es für die Selbstversorgungsrate einer Region bedeuten, wenn weniger Fleisch konsumiert würde?
Die Studie stellt fest:
Mit drei Regierungsbezirken, Oberbayern, Niederbayern, Schwaben ist Sicherstellung der Ernährung möglich:
Bei konventioneller Bewirtschaftung = Selbstversorgungsgrad 160%
Bei rein Biologischer Bewirtschaftung = Selbstversorgungsgrad 117%
Wiedervernässung der ehemaligen Moorflächen, die jetzt landwirtschaftlich genutzt werden,
reduzieren den Selbstversorgungsgrad lediglich um 7-10%.
Regionalisierung hieße Diversifizierung – mehr Anbauarten wären notwendig. Mischkulturen, Fruchtfolgen, Agroforstwirtschaft, Weidehaltung, Silviopastorale Systeme…
Umstellung der Produktionssysteme notwendig – Verschwendung und Lebensmittelverluste wären zu vermeiden, vorallem bei der Nachernte und Verarbeitung der Lebensmittel.
FAZIT DER STUDIE
1. München könnte sich regional, nachhaltig ernähren. Selbstversorgungsgrad 160% (rein konventionelle LW) 117% (rein Bio LW).
2. Drei Regierungsbezirke notwendig: Oberbayern, Niederbayern, Schwaben. REGIONAL wäre dann 114km (konv.) und 125 km (Bio)
3.Vermeidung von Lebensmittelabfällen entlang der Wertschöpfungskette bringt SIGNIFIKANTE Flächenpotenziale.
4. Eine Ernährungsumstellung wäre ein wichtiger Hebel für den Anstieg der Flächenproduktivität. Weniger Fleisch und Tierische Produkte, bei gleichzeitiger Verdoppelung von Gemüse Verzehr (inkl. mehr Hülsenfrüchte und Nüsse).
5. Moorflächen, die in der landwirtschaftlichen Produktion genutzt werden, sind 6% der LWF. Sie weisen eine überdurchschnittliche Produktivität auf. Ein rausnehmen dieser Flächen (=Wiedervernässung) beeinträchtig den Selbstversorgungsgrad nicht wesentlich (7-10%).
Familiengeführte Landwirtschaft GEMEINSAME RUNDE regionale Lebensmittel