Zum Weltbienentag am 20. Mai haben wir Bio-Imker Stefan Bartl auf seinem Hof Beim Nickel in Keilsried besucht und ein bisserl erklären lassen, was gerade so zu tun ist in der Imkerei. Eigentlich ist jetzt Schwarmzeit und damit Hauptarbeitssaison für die Bienenvölker und Imker. „Doch heuer ist so ziemlich alles anders als normal”, sagt Bartl.
Das Frühjahr 2021 ist bislang eindeutig zu kalt. Stefan Bartl muss seine Bienen deshalb teilweise noch zufüttern, mit Zuckerwasser oder Sirup. Einige Pflanzen geben nämlich erst ab bestimmten Temperaturen ihren Nektar ab. Der Löwenzahn auf den Wiesen ist inzwischen fast schon verblüht und der ebenfalls gelbe langstielige, scharfe Hahnenfuß ist für Honigbienen uninteressant (und sogar giftig – im getrockneten Heu ist er allerdings genießbar fürs Weidevieh). So bringen die trotz allem fleißigen Bienchen bislang nur spärliche Nektarernten von ihren Ausflügen zurück in die Beute. Von den gesammelten Pollen ernähren sie sich selbst. Bis jetzt ist die Ausbeute beim Frühjahreshonig also nullkommanull. Aber was nicht ist, kann ja noch werden…
Wie viel Honig ein Bienenvolk im Jahr produziert, ist unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. 2020 sei mit 13 Kilo pro Volk ein eher unterdurchschnittliches Jahr bei ihm gewesen, erzählt Stefan Bartl, der seit gut zehn Jahren die Imkerei betreibt. Auf dem Nickel Hof in Keilsried gab‘s schon ein Bienenhaus als dieser noch von Bartls Großonkel bewirtschaftet wurde. Aber das Interesse an der Bienenzucht ging mit der Zeit verloren bis es der Großneffe und heutige Hofeigner wiederbelebt hat.
Momentan kümmert er sich um ca. 70 Bienenstöcke, verteilt im ganzen Gemeindegebiet – in Keilsried, in Piesenkam, in Point, in Hauserdörfl und sogar in Laffenthal bei Gmund oder in Holz bei Bad Wiessee stehen die sogenannten Beuten. Für das Bio-Siegel (von Bioland) muss die Beute komplett aus Holz bestehen und Bartl darf seine rund 70 Bienenvölker ausschließlich mit organischen Säuren gegen die gefürchtete Varroamilbe behandeln.
Jetzt in der Schwarmzeit im Mai und Juni steht bei dem Waakirchner Imker die regelmäßige Schwarmkontrolle an. Stefan Bartl hat die Honigspeicher bereits auf die Bruträume mit den Waben aufgesetzt, schaut sich die Bienenstöcke an und kontrolliert, wie sich die Brut entwickelt, wie viele Waben verdeckelt sind und ob bereits Honig produziert wurde. Vor allem kontrolliert er auch, ob ein Volk eventuell geteilt werden muss, damit es nicht ausschwärmt und von selbst eine neue (größere) Behausung sucht – das wäre fatal für den Imker und für das Volk, das damit zwar seinem natürlichen Vermehrungstrieb folgt, aber ungeschützt auch schnell komplett eingehen kann. In einem Bienenstock können maximal 50.000 Bienen leben.
Auch Hummeln und Wildbienen sind für die Artenvielfalt äußerst wichtig, taugen allerdings nicht als Massenbestäuber, erklärt mir Stefan Bartl. Gerade bei Wildbienen gibt es einige sehr spezialisierte Arten, die auf ganz bestimmte heimische (!) Pflanzen angewiesen sind. Für die Bestäubung im Frühjahr kann daher eigentlich nur die Honigbiene sorgen, die auch nur als Volk überleben kann.
„Früher hat fast jeder Hof seine eigenen Bienen gehabt“, sagt Stefan Bartl. Vor allem die Bauern, die auch viele Obstbäume hatten. Zu gewissen Zeiten ist die Imkerei aber sehr aufwendig und viele scheuen die Pflege. Nichtsdestotrotz gewinnt die Imkerei seit Jahren immer mehr Fans vor allem außerhalb der Landwirtschaft. Stefan Bartl ist zudem Leiter des Lehrbienenstands in Moosrain und gibt für den Bezirksimkerverein Gmund-Tegernseer Tal und Umgebung e.V. regelmäßig Lehrgänge für Imker-Lehrlinge – die Theorie findet momentan natürlich auch nur online statt.
Bartls Bio-Honig und verschiedene Imkerei-Produkte gibt‘s bei ihm aufm Hof und teilweise auch in den Hofläden oder Bio-Supermärkten im Tal. Auch auf dem Tegernseer Schlossmarkt im Advent sind Stefan Bartl und seine Frau, die schöne Bienenwachsenkerzen selbst anfertigt, vertreten.
Für Gscheidhaferl
Im Miesbacher Oberland ist vor allem die Honigbienen-Rasse Apis mellifera carnica (u.a. auch Kärtner Biene genannt) weit verbreitet. Ursprünglich war die Apis mellifera mellifera – die Dunkle Biene – bei uns heimisch.
Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist ein ca. 1,1 mm großer Parasit an Honigbienen und vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock. Gilt als der bedeutsamste Bienenschädling weltweit.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2018 den 20. Mai als World Bee Day ausgerufen, u.a. um die Erkenntnis über den Rückgang der weltweiten Bienenpopulation und den dringenden Schutz der Bienen zu unterstreichen. Das Datum geht zurück auf den Geburtstag von Anton Janša (*1734 in Bresniza), der slowenischer Hofimkermeister von Maria Theresia in Wien und Rektor der weltweit ersten modernen Imkerei-Schule war.
Text und Fotos: Dani Skodacek, Quellen: Stefan Bartl, Wikipedia, weltbienentag.de
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Das freut uns, danke @Christopher Seidel! LG vom Blog-Team